Wir sind ehrlich zu uns und deshalb koennen wir ruhig sagen: "Torres del Paine ist der Hauptgrund, warum wir nach Chile gekommen sind! " Nicht umsonst ist der National Park die meistbesuchte Sehenswuerdigkeit des Landes. Und er sieht fantastisch aus: skurill geformte Berge mit Schneespitzen, Riesengletscher mit Unmengen von blauem Eis, sowie umliegenden Seen mit blauem oder grauem Wasser....
Doch um erst dorthin zu gelangen stand uns ein Weg ueber 1,5 Tausend Km bevor! Es gibt keine direkte Strasse dorthin auf dem chlilenischen Boden, man muss naemlich einen Grossteil der Strecke ueber Argentinien bewaetigen. Es waeren dann mehr als 30 Stunden im Bus gewesen! Doch das wollten wir uns nicht antun und so haben wir noch relativ guenstig (es war Vorweihnachtszeit) Flugtickets fuer den Hin- und Rueckflug von Puerto Montt nach Punta Arenas gekauft. Wir haben hier wieder mal die Entfernungen im Land total unterschaetzt!
Punta Arenas (zu deutsch: Sandiger Punkt) ist die suedlichste Grossstadt Chiles mit einigen schoenen Kolonialgebaeuden. Sie liegt in der Magellanstrasse, die den Atlantik mit dem Pazifik verbindet. In Punta Arenas haben wir vorerst nur eine Nacht verbracht (zwei weitere Naechte folgen auf dem Rueckweg- dazu mehr im naechsten Post) und sind am naechsten Tag nach Puerto Natales aufgebrochen. Die Busfahrt hat 3 Stunden gedauert.
Puerto Natales ist eine huebsche, sehr touristische Stadt nah am National Park Torres del Paine. Hier ist alles auf den Tourismus in Torres del Paine ausgerichtet: viele Hostels, Restaurants, Verleih- Services fuer Wanderequipment. So sind wir in einem familiengefuehrten Hostel abgestiegen, wo wir auch das noetige Equipment ausgeliehen haben: Zelt, Schlafsaecke, Geschirr, Gaskocher.
Die Tour sollte 4 Tage und 3 Naechte dauern, so brauchten wir genug Proviant um nicht zu verhungern und genug Energie zu haben fuer ca. 20 km pro Tag. Unsere Sachen haben wir im Hostel gelassen und nur das wichtigste mitgenommen. Je weniger Gewicht umso besser.
Nach 2 Tagen in Puerto Natales ging's dann am fruehen Morgen los.Der Bus brachte uns mitsamt der anderen Wanderlustigen zur Hauptstation am Anfang des Nationalparks. Hier durften wir eine saftige Gebuehr von ca. 30 Euro p. P. Zahlen, ein Video angucken, was man machen darf und was nicht, und es ging weiter im Bus zum See. Von hier wurden wir dann zum Anfang des eigentlichen Wanderwegs ueber gesetzt! :-)
Der "W-Treck" bekam seinen Namen von der Form, wie er auf der Karte aussieht. Richtig! Wie der Buchstabe W. Der Startpunkt unseres Pfades war so gesehen das untere linke Eck des W. Von hier ging es ziemlich steil nach oben zum Grey Gletscher. Die Landschaft war dabei wunderschön (diese weissen Bergspitzen und der Gletschersee:-) bis auf die verbrannten Bäume. Vor 2 Jahren hat ein israelischer Tourist sein Klopapier verbrennen wollen und dabei 1/3 des Treks verbrannt. Er wurde zwar bestraft , es vergehen aber mind 150 Jahre bis alle Bäume neu gewachsen sind.
Nach 11km sind wir am Refugio Grey angekommen, haben unser Zelt aufgestellt (Mann, war es klein!) und haben uns Nudeln mit Salami gemacht. Lecker! Dann haben wir eine spektakulaere Stelle entdeckt, von wo wir den majestaetischen Grey Gletscher erblicken konnten. Wir waren ganze 30 min allein - ein Wunder bei der Anzahl der Menschen - und es war eins der wirklich grossen Momente der gesamten Reise!
Nun, die erste Nacht im Zelt gut uwberstanden (es war ziemlich kalt bei ca. 0 Grad) sind wir noch vor dem Frühstück zum anderen Aussichtspunkt 4km gelaufen um noch naeher an den riesigen Eismassen zu sein und noch mehr Fotos zu machen:-)! An dem Tag mussten wir dann die komplette Strecke runter plus ca 6km zum naechsten Campingplatz laufen. Nach ca 27km, muede aber sehr zufrieden mit uns, haben wir beim kostenlosen Camping Italiano uebernachtet.
Am naechsten Tag war der Aufstieg zum French Valley genau in der Mitte vom W geplant. Von dort oeffnen sich dem Betrachter die drei Saeulen aus Gestein, nach denen der National Park Torres (Tuerme) del Paine benannt wurde. Ausserdem hat man hier eine fantastische Aussicht wohin das Auge reicht! Einfach herrlich. Bisher hatten wir Glueck mit dem Wetter, was in Patagonien und vor allem in Torres sehr wechselhaft und launisch ist: manche haben sogar von Schnee berichtet! Wir hatten Sonne. Mit dem Weg zurueck zum Camping waren es ca 15 km und es lag noch ein seeeeehr langer Weg vor uns. Sehr schnell waren wir bis zum naechsten Campingplatz unterwegs. Dort angekommen (5,5km) , haben wir realisiert, dass es zwar moeglich war, noch weitere 12km zu laufen, doch wahrscheinlich mit dem Ergebnis, am Tag danach nicht mehr laufen zu koennen :-) Und so sind wir ueber Nacht auf dem Campingplatz Los Cuernos geblieben. Das hat uns unverschaemte 14 Euro p. P. und insgesamt eine Nacht mehr im Zelt gekostet. Zum Glueck hatten wir genug Essen mitgebracht.
Nachts hat es geregnet und wir hatten schon befuerchtet, dass es den ganzen Tag regnen wuerde. Doch hat sich das Wetter gegen 11 Uhr verbessert und wir konnten weiter marschieren. Der Weg fuehrte uns entlang an einem grossen See, vorbei am Refugio Chileno bergauf zum Camping Cuernos, dem letzten auf der Route. Unterwegs hat es angefangen zu regnen und als wir endlich angekommen sind, mussten wir einen mehr oder weniger trockenen Platz zum Aufstellen vom Zelt suchen. Als wir fertig waren, waren unsere Fuesse nass- die Schuhe haben ihre Grenzen gezeigt. Nach dem Essen mit zwangslaeufigem Gesellschaftsleben (wegen Regen haben sich alle in einem ueberdachten
Holzschuppen versammelt) gings dann ins kalte Zelt zurueck. Es wurde kaelter und wir mussten mehrere schichten Kleidung anziehen um nicht zu frieren. Doch es hat sich zum Glueck als beste und erholsamste Nacht erwiesen!
Als wir am naechsten Morgen aus dem Zelt rausgekrochen kamen, bot uns ein Anblick, den wir nicht sehen wollten: alles Nebel! Doch trotzdem sind wir zum letzten Aussichtspunkt aufgebrochen. Dort angekommen, haben wir als Beweis das Schild mit der Beschriftung "Hier endet der Wanderweg" fotografiert. Mehr war leider nicht zu sehen, die Torres waren irgendwo im Nebel verborgen...
Zurueck ging es denselben Weg zum Camping Chileno, danach am anderen Refugio (habe irgendwie den Namen vergessen:-) zur Station, wo wir ganz am Anfang unseren Eintritt gezahlt haben. Da angekommen haben wir noch eine halbe Stunde auf den Bus gewartet (perfektes Timing, gell;-). Im Bus waren wir froh, wieder mal in bequemen Sitzen Platz nehmen zu duerfen!
Eigentlich wollten wir anfangs keine Campingtouren machen. Doch nach Empfehlungen von diversen Leuten, die wir auf dem Weg getroffen hatten, und Reisefuehrern, die wir aud dem Weg gelesen haben, haben wir es gewagt. Und es war genial. Fast 100km in 5 Tagen, wunderbare Natur und unvergessliche Momente - Torres del Paine lohnt sich! :-)
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